Wieferich-Primzahl

Eine Wieferich-Primzahl ist eine Primzahl p {\displaystyle p} mit der Eigenschaft, dass 2 p 1 1 {\displaystyle 2^{p-1}-1} durch p 2 {\displaystyle p^{2}} teilbar ist.

Alternativ kann man dies auch als Kongruenz schreiben:

2 p 1 1 ( mod p 2 ) . {\displaystyle 2^{p-1}\equiv 1{\pmod {p^{2}}}.}

Solche Primzahlen wurden 1909 von dem deutschen Mathematiker Arthur Wieferich erstmals beschrieben.[1]

Bekannte Wieferich-Primzahlen

Man kennt bisher nur zwei Wieferich-Primzahlen, nämlich 1093 (Waldemar Meißner 1913)[2] und 3511 (Beeger 1922).[3] Mit Computerhilfe wurden bis November 2008 alle Zahlen bis 6,7 × 1015 untersucht, weitere Wieferich-Primzahlen fand man dabei nicht.[4] Es ist nicht bekannt, ob es unendlich viele Wieferich-Primzahlen gibt. Es besteht sowohl die Vermutung, dass dies nicht der Fall ist,[5] als auch die gegenteilige, genauer: dass zwischen x {\displaystyle x} und y {\displaystyle y} etwa log ( log ( y ) / log ( x ) ) {\displaystyle \log(\log(y)/\log(x))} Wieferich-Primzahlen liegen.[6] Es ist sogar noch offen, ob es unendlich viele Primzahlen gibt, die keine Wieferich-Primzahlen sind. Joseph Silverman zeigte dies 1988 unter Annahme der abc-Vermutung.[7]

Verwandtschaft mit dem großen Fermatschen Satz

Wieferich beschäftigte sich mit dem großen Fermatschen Satz. 1909 veröffentlichte er als Ergebnis den Satz:[1]

Wenn x p + y p + z p = 0 {\displaystyle x^{p}+y^{p}+z^{p}=0} , wobei x , y {\displaystyle x,y} und z {\displaystyle z} ganze Zahlen sind, p {\displaystyle p} eine Primzahl ist und das Produkt x y z {\displaystyle xyz} nicht teilbar durch p {\displaystyle p} , dann ist p {\displaystyle p} eine Wieferich-Primzahl, also 2 p 1 1 {\displaystyle 2^{p-1}-1} durch p 2 {\displaystyle p^{2}} teilbar.

1910 zeigte Dmitry Mirimanoff, dass dann auch 3 p 1 1 {\displaystyle 3^{p-1}-1} durch p 2 {\displaystyle p^{2}} teilbar ist.[8] Die einzigen bekannten Primzahlen, die diese Bedingung erfüllen, sind p = 11 {\displaystyle p=11} und p = 1006003 {\displaystyle p=1006003} (Kloss 1965).[9]

Aus dem 1995 bewiesenen großen Fermatschen Satz folgt, dass die Voraussetzungen des Satzes von Wieferich nicht erfüllt werden können.

Eigenschaften von Wieferich-Primzahlen

  • Aus der Wieferich-Primzahl w {\displaystyle w} kann die Mersenne-Zahl M n = M w 1 = 2 w 1 1 {\displaystyle M_{n}=M_{w-1}=2^{w-1}-1} als Produkt M w 1 = k w 2 {\displaystyle M_{w-1}=kw^{2}} konstruiert werden.
n = w 1 {\displaystyle n=w-1} ist somit (trivialerweise, da n {\displaystyle n} geradzahlig) nicht prim, und M n {\displaystyle M_{n}} keine Mersenne-Primzahl.
  • Offen ist die Frage, ob es Mersenne-Zahlen M p < M w 1 {\displaystyle M_{p}<M_{w-1}} (mit primen Exponenten p {\displaystyle p} ) gibt, die durch w 2 {\displaystyle w^{2}} teilbar sind. Dabei muss p {\displaystyle p} ein Teiler von w 1 {\displaystyle w-1} sein, wenn M p {\displaystyle M_{p}} durch w {\displaystyle w} teilbar sein soll.
Dieser Sachverhalt kann mit gruppentheoretischen Begriffen ausgedrückt werden:
Da w 1 {\displaystyle w-1} nicht prim ist, handelt es sich bei 2 w 1 1 {\displaystyle 2^{w-1}-1} nicht um eine mersennesche Zahl. Es müsste also eine mersennesche Zahl 2 p 1 {\displaystyle 2^{p}-1} mit p = w 1 x {\displaystyle p={\frac {w-1}{x}}} geben, die durch w 2 {\displaystyle w^{2}} teilbar ist; d. h., dass die Länge g ( w ) {\displaystyle g(w)} der multiplikativen zyklischen Subgruppe von w {\displaystyle w} zur Basis 2 prim sein müsste.
Es sind aber empirisch die Gruppenordnungen der einzigen bekannten Wieferichprimzahlen g ( 1093 ) = 364 = 4 7 13 {\displaystyle g(1093)=364=4\cdot 7\cdot 13} und g ( 3511 ) = 1755 = 3 3 5 13 {\displaystyle g(3511)=1755=3^{3}\cdot 5\cdot 13} nicht prim.
Dass Mersenne-Zahlen quadratfrei sind, scheint bisher nur ein empirisches Resultat zu sein. Mathworld formuliert bspw. "Alle bekannten Mersenne Zahlen 2 p 1 {\displaystyle 2^{p}-1} sind quadratfrei. Allerdings vermutet GUY (1994), dass es Mersenne-Zahlen gibt, die nicht quadratfrei sind".[10]
  • Unterschied zu anderen Basen als 2: für andere Basen als 2 und die entsprechenden Äquivalente zu Mersenne- und Wieferichzahlen trifft dies nicht zu.
Bspw. ist zur Basis 3 mit 3 5 1 3 1 = 11 2 {\displaystyle {\frac {3^{5}-1}{3-1}}=11^{2}} die Bedingung w 2 {\displaystyle w^{2}} teilt 3 p 1 {\displaystyle 3^{p}-1} (mit w , p {\displaystyle w,p} prim) erfüllt.
Zur Basis 2819 tritt w = 19 {\displaystyle w=19} bei 2819 3 1 = x 19 4 {\displaystyle 2819^{3}-1=x\cdot 19^{4}} das Wieferich-analog w = 19 {\displaystyle w=19} sogar zur Potenz 4 auf. Die Quadratfreiheit von Mersenne-Zahlen (zur Basis 2) muss demnach eine besondere Eigenschaft der Basis 2 (und möglicherweise weiterer Basen) sein, falls sie generell zutreffen sollte.
  • Für eine Wieferich-Primzahl p {\displaystyle p} gilt:
2 p 2 2 ( mod p 2 ) . {\displaystyle 2^{p^{2}}\equiv 2{\pmod {p^{2}}}.}
  • Mit 2 n 1 ( mod p ) {\displaystyle 2^{n}\equiv 1{\pmod {p}}} tritt stets gleichzeitig 2 n 1 ( mod p 2 ) {\displaystyle 2^{n}\equiv 1{\pmod {p^{2}}}} auf.

Literatur

  • Paulo Ribenboim: Die Welt der Primzahlen. Geheimnisse und Rekorde. Springer, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-540-34283-4 (Springer-Lehrbuch; aktualisierte Übersetzung von The little book of bigger primes. Springer, New York 2004)

Weblinks

  • Wieferich@Home - search for Wieferich prime. (englisch)
  • Eric W. Weisstein: Wieferich Prime. In: MathWorld (englisch).
  • Wieferich prime. bei den Prime Pages von Chris K. Caldwell (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Arthur Wieferich: Zum letzten Fermatschen Theorem. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik, 136, 1909, S. 293–302
  2. Waldemar Meißner: Über die Teilbarkeit von 2p−2 durch das Quadrat der Primzahl p=1093. In: Sitzungsberichte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, 10. Juli 1913, S. 663–667
  3. N. G. W. H. Beeger: On a new case of the congruence 2p−1 ≡ 1 (mod p2). In: Messenger of Mathematics, 51, 1922, S. 149–150 (englisch) Textarchiv – Internet Archive
  4. François G. Dorais, Dominic W. Klyve: A Wieferich prime search up to 6.7 × 1015. In: Journal of Integer Sequences, 14, 16. Oktober 2011, Artikel 11.9.2 (englisch)
  5. Wieferich prime. bei den Prime Pages von Chris K. Caldwell (englisch)
  6. Richard Crandall, Karl Dilcher, Carl Pomerance: A search for Wieferich and Wilson primes. In: Mathematics of Computation, 66, Januar 1997, S. 433–449 (englisch)
  7. Joseph H. Silverman: Wieferich’s criterion and the abc-conjecture. In: Journal of Number Theory, 30, Oktober 1988, S. 226–237 (englisch)
  8. D. Mirimanoff: Sur le dernier théorème de Fermat. In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’académie des sciences, 150, 1910, S. 204–206, Textarchiv – Internet Archive; erweiterte Version: Sur le dernier théorème de Fermat. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik, 139, 1911, S. 309–324 (französisch)
  9. K. E. Kloss: Some number-theoretic calculations. In: Journal of Research of the National Bureau of Standards, 69B, Oktober–Dezember 1965, S. 335–336 (englisch; Zentralblatt-Rezension)
  10. Eric W. Weisstein: Mersenne Number. In: MathWorld (englisch).
VD
Primzahl­mengen
formelbasiert

Carol ((2n − 1)2 − 2) | Doppelte Mersenne (22p − 1 − 1) | Fakultät (n! ± 1) | Fermat (22n + 1) | Kubisch (x3 − y3)/(x − y) | Kynea ((2n + 1)2 − 2) | Leyland (xy + yx) | Mersenne (2p − 1) | Mills (A3n) | Pierpont (2u⋅3v + 1) | Primorial (pn# ± 1) | Proth (k⋅2n + 1) | Pythagoreisch (4n + 1) | Quartisch (x4 + y4) | Thabit (3⋅2n − 1) | Wagstaff ((2p + 1)/3) | Williams ((b-1)⋅bn − 1) | Woodall (n⋅2n − 1)

Primzahlfolgen

Bell | Fibonacci | Lucas | Motzkin | Pell | Perrin

eigenschaftsbasiert

Elitär | Fortunate | Gut | Glücklich | Higgs | Hochkototient | Isoliert | Pillai | Ramanujan | Regulär | Stark | Stern | Wall–Sun–Sun | Wieferich | Wilson

basis­abhängig

Belphegor | Champernowne | Dihedral | Einzigartig | Fröhlich | Keith | Lange | Minimal | Mirp | Permutierbar | Primeval | Palindrom | Repunit-Primzahl ((10n − 1)/9) | Schwach | Smarandache–Wellin | Strobogrammatisch | Tetradisch | Trunkierbar | Zirkular

basierend auf Tupel

Ausbalanciert (p − n, p, p + n) | Chen | Cousin (p, p + 4) | Cunningham (p, 2p ± 1, …) | Drilling (p, p + 2 oder p + 4, p + 6) | Konstellation | Sexy (p, p + 6) | Sichere (p, (p − 1)/2) | Sophie Germain (p, 2p + 1) | Vierling (p, p + 2, p + 6, p + 8) | Zwilling (p, p + 2) | Zwillings-Bi-Kette (n ± 1, 2n ± 1, …)

nach Größe

Titanisch (1.000+ Stellen) | Gigantisch (10.000+ Stellen) | Mega (1.000.000+ Stellen) | Beva (1.000.000.000+ Stellen)