Thompson (Maschinenpistole)

Tommy Gun ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum US-amerikanischen Pokerspieler mit Spitznamen „Tommy Gun“ siehe Qui Nguyen.
Thompson Maschinenpistole
Thompson M1A1 Submachine Gun
Allgemeine Information
Zivile Bezeichnung Thompson Gun (Tommy Gun)
Militärische Bezeichnung Thompson Cal. .45 M1928A1 Submachine Gun / Cal. .45 M1 (M1A1) Submachine Gun
Einsatzland Vereinigte Staaten, Britische Streitkräfte
Entwickler/Hersteller John T. Thompson, Auto-Ordnance Corporation, New York / Colt / Savage Arms / Auto-Ordnance Corporation Bridgeport, CT.
Produktionszeit 1921 bis 1944
Modellvarianten M1919, M1921A, 1921AC, M1923, M1927, M1928A, 1928AC, M1928A1, M1, M1A1
Waffenkategorie Maschinenpistole
Ausstattung
Gesamtlänge 852 mm
Gewicht (ungeladen) 4,9 kg
Lauflänge 267 mm
Technische Daten
Kaliber .45 ACP
.45 Remington-Thompson
.45 automatic Peters-Thompson Shot cartridge[1]
Mögliche Magazinfüllungen 20, 30 (50, 100) Patronen
Kadenz 600–700 Schuss/min
Feuerarten wahlweise Dauer- und Einzelfeuer
Anzahl Züge 6
Drall Rechts
Visier Offene Visierung
Verschluss verzögerter Masseverschluss, M1, M1A1, Masseverschluss
Listen zum Thema

Die Thompson-Maschinenpistole, auch Thompson Sub Machine Gun oder Tommy Gun genannt, ist eine während des Ersten Weltkriegs von John T. Thompson entwickelte US-amerikanische Maschinenpistole, die im Zweiten Weltkrieg in großer Zahl von den Alliierten Streitkräften verwendet wurde.

Vorläufer dieser Waffe waren die Colt-Thompson-Maschinenpistolen.

Geschichte, Technik

Während des Ersten Weltkriegs entwickelte die von General John T. Thompson gegründete Auto-Ordnance Corporation Maschinenpistolen. Die Konstruktion des Verschlusses erfolgte mit Blick auf das Patent des Blish-Verschlusses. Die ersten Prototypen der Thompson wurden in den Fertigungsstätten der Auto-Ordnance Corporation Cleveland, Ohio, hergestellt, diese später Model of 1919 genannten Waffen hatten zwei Pistolengriffe, aber noch keinen Anschlagschaft.

Die ersten Thompsons hatten einen zweiteiligen verzögerten zuschießenden Masseverschluss, bei dem ein H-förmiges Zwischenstück aus Bronze zur Verzögerung verwendet wurde. Die Magazine waren Stangenmagazine für 20/30 oder Trommelmagazine für 50/100 Patronen, die Kadenz lag bei ca. 800 Schuss/min.

Die verschiedenen Magazine wurden mit ihrer Kapazität in römischen Zahlen bezeichnet: XX (20 Schuss), XXX (30 Schuss), L (50 Schuss), C (100 Schuss)

Die großen 100-schüssigen Trommeln erwiesen sich sehr schnell als unpraktisch und wurden nur in sehr geringer Stückzahl produziert. Auch die 50-schüssigen Trommeln hatten viele Nachteile, so dass man bald die ursprünglichen 20er Stangenmagazine auf 30 Schuss verlängerte, und nur noch diese an die Soldaten ausgab.

Produktionsbeginn bei Colt

In den Jahren 1921/1922 stellte die Colt’s Patent Firearms MFG Co. im Auftrag der Auto-Ordnance 15.000 Model of 1921-Colt-Thompson-Maschinenpistolen im Kaliber .45 ACP her. Sie kamen unter folgenden Bezeichnungen auf den Markt:

  • Model of 1921 (später 1921A)
  • Military Model of 1923 (längerer Lauf, nur Versuchsmodelle)
  • Model of 1921 AC (C für Cutts-Mündungsbremse)
  • Model of 1927 (auf Einzelfeuer abgeändert)
  • U.S.Navy Model of 1928 (Waffen für die US-Marine, Schusskadenz herabgesetzt, Vorgänger der M1928A1)

Thompson-Maschinenpistolen aus der Kriegsproduktion

Thompson Cal. .45 Submachine Gun, M1928A1

Zerlegte Thompson M1928A1, zweiteiliger Verschluss mit Zwischenstück aus Bronze

Die von Savage und der Auto-Ordnance Bridgeport hergestellte militärische Version M1928A1 entsprach großteils dem M1928. Der Pistolengriff unter dem Lauf wurde gegen einen Vorderschaft aus Holz ersetzt. Spätere Waffen wurden vereinfacht, das Visier war nicht mehr verstellbar. Sie tragen den Stempel „S“ für Savage und „AO“ für Auto-Ordnance vor der Seriennummer. Die Produktion dauerte von 1940 bis 1943, es wurden 526.511 Stück hergestellt.[2][3][4][5][6][7][8][9]

Cal. .45 Submachine Gun M1

Eine weitere Vereinfachung erfuhr die Thompson mit diesem Modell. Der verzögerte Masseverschluss wurde durch einen Masseverschluss ersetzt, der Spannhebel wurde rechts seitlich angebracht und der Kolben war nicht mehr abnehmbar, sondern fest mit dem unteren Rahmenteil verschraubt. Zudem konnten keine Trommelmagazine mehr eingesetzt werden, als Ersatz wurden 30-Schuss-Stangen-Magazine ausgegeben. Die Kadenz der Waffe lag bei 600–700 Schuss/Min. Produktion 1942–1943: 285.480 Stück.

Cal. .45 Submachine Gun M1A1

Bei dieser weiterhin vereinfachten Waffe wurde der bewegliche Zündstift durch einen festen Vorsprung am Stoßboden des Verschlusses ersetzt. Produktion 1942–1944: 539.143 Stück.

Die Cal. .45 Submachine Gun M1 und M1A1 konnten nur mit den XX 20-Schuss- und XXX 30-Schuss-Stangenmagazinen geschossen werden. Die Bezeichnungen XX, XXX geben die Magazinkapazität in römischen Zahlen an.

Prototypen, Versuche

  • 1940 wurde bei der Auto-Ordnance ein Model of 1940 mit einem Masseverschluss im 1928A1-Gehäuse hergestellt.
  • Unter der Bezeichnung M1A2 stellte die Auto-Ordnance der U.S. Navy eine M1 mit einem Gehäuse aus rostfreiem Stahl vor.
  • Bei einigen von Auto-Ordnance hergestellten M1-Waffen konnte der Spannhebel links und rechts austauschbar eingesetzt werden.
  • Zur Evaluation der Thompson-Ersatzwaffe entwickelte die Auto-Ordnance eine vollgeschäftete Maschinenpistole mit einem rohrförmigen Verschlussgehäuse und Masseverschluss, die gegenüber der Grease Gun erfolglose T2 Thompson.
  • Anfang 1941 stellte Savage Arms 40 M1A1-Thompsons mit einem Gehäuse aus Leichtmetall und Kunststoffgriffen her.
  • Im Oktober 1941 erhielt Savage Arms eine Bestellung von 12.000 M1A1-Thompsons im Kaliber 9 × 19 mm. Interessanterweise befindet sich der Ladehebel wie bei der Thompson mit verzögerten Masseverschluss oben auf dem Verschlussgehäuse und nicht seitlich. Das Kurvenmagazin fasst 30 Patronen. Einige dieser Waffen wurden hergestellt, weitere Informationen fehlen.

Verwendung

Ein Lance Corporal der britischen Armee mit einer Thompson M1928, Ende 1940, frühe Waffe mit Trommelmagazin und Pistolengriff vorne

Von Beginn des Zweiten Weltkrieges an wurde die Thompson überwiegend von den Commonwealth-Staaten verwendet, besonders Kommandoeinheiten und der SAS wurden damit ausgerüstet. Später wurden sie auch von den US-Streitkräften als Standard-Maschinenpistole eingesetzt, sie ging auch in großer Zahl an andere Armeen der Alliierten. Viele Thompson wurden in die UdSSR geliefert. Als Beutewaffen wurden sie auch von der deutschen Wehrmacht eingesetzt. Mit dem Produktionsbeginn der M3 („Grease Gun“) wurde die Produktion der Thompson gegen Ende des Krieges eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Maschinenpistole im Korea- und inoffiziell im Vietnamkrieg eingesetzt.

In den Vereinigten Staaten wurde die Thompson auch von nichtmilitärischen staatlichen Stellen verwendet. Beim FBI war sie bis 1976 im Einsatz. Die Thompsons in Staatsbesitz wurden zerstört oder an Sammler und Museen verkauft, einige wenige werden noch für Ausbildungszwecke verwendet. Aufgrund ihrer Seltenheit, ihrer Fertigungsqualität und ihrer Geschichte ist eine originale Colt-Thompson Model 1921 oder 1928 ein begehrtes Sammlerobjekt.

Bei der Wehrmacht wurden aus verschiedenen Nationen unterschiedliche Varianten der Thompson-Maschinenpistole offiziell verzeichnet und auch als Beutewaffe genutzt. Eine Übersicht dazu findet sich in der Liste von Maschinenpistolen gemäß den Kennblättern fremden Geräts D 50/1.

Nachkriegsproduktion

Die Numrich Arms Corporation, West Hurley, NY, erwarb 1951 Ersatzteilrestbestände der M1928A1- und M1A1-Modelle und stellte daraus Waffen für Polizeieinheiten und andere öffentliche Dienste her. 1974 brachte sie eine halbautomatische Version der Thompson in den Kalibern .45 und .22 lfB auf den Markt.

Auch die Firma Kahr Arms, Worcester, MA, stellt in ihrer Auto-Ordnance-Division unter der Bezeichnung Thompson Carbines diverse halbautomatische Waffen wie die 1927 A-1 Commando, den Chicago Typewriter und andere Varianten für den Privatmarkt her. Um den amerikanischen Gesetzen zu genügen, müssen die Läufe dieser Waffen mindestens 16 Zoll (etwa 41 cm) messen. Alle diese Waffen haben einen aufschießenden Masseverschluss und der Schlossmechanismus erlaubt nur Einzelfeuer.

In der Populärkultur

  • In dem 1978 von Warren Zevon veröffentlichten Lied Roland the Headless Thompson Gunner geht es um einen Söldner, der mit einer Thompson-Maschinenpistole kämpft und von seinem Widersacher getötet wird, indem ihm der Kopf weggeschossen wird. Roland streift daraufhin als kopfloses Phantom durch die Nacht, erschießt seinen Mörder und ist als Phantom an weiteren Konflikten beteiligt.

Literatur

  • Frederick Myatt: Moderne Hand- und Faustfeuerwaffen, Maschinenwaffen und Panzerbüchsen – Eine illustrierte Enzyklopädie berühmter militärischer Feuerwaffen. 4. Auflage. Verlag Stocker-Schmid Dietikon Zürich, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-7276-7033-9.
  • Martin Pegler: The Thompson Submachine Gun. Bloomsbury Publishing, 2011, ISBN 978-1-84908-654-7. (82 Seiten online-PDF) (Memento vom 15. Mai 2018 im Internet Archive)
Commons: Thompson – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Die inoffizielle Tommy-Gun-Website

Einzelnachweise

  1. Munition .45 automatic Peters-Thompson Shot cartridge in Philip B. Sharpe: THE THOMPSON SUB-MACHINE GUN (engl., abgerufen am 6. Februar 2010) (Memento vom 16. August 2000 im Internet Archive)
  2. Ian V. Hogg and John Weeks: Military Small Arms of the 20th century. 5. Auflage. Arms & Armour Predd, London 1985, ISBN 0-85368-708-0, S. 114 (englisch). 
  3. F.W.A. Hobart: Die Maschinenpistole Die Geschichte einer vollautomatischen Waffe. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1974, ISBN 3-87943-324-0, S. 34. 
  4. Reiner Lidschun, Günter Wollert: Infanteriewaffen Illustrierte Enzyklopädie der Infanteriewaffen aus aller Welt bis 1945. Parragon Books, Königswinter 2011, ISBN 978-1-4454-3816-0, S. 538. 
  5. Ian V. Hogg: Meilensteine der Waffengeschichte. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-613-01325-8, S. 245. 
  6. W. H. B. Smith: Small Arms of the World The Basic Manual of Military Small Arms. 6. Auflage. The Stackpole Company, Harrisburg, PN 2010, ISBN 978-1-169-80295-7, S. 650 (englisch). 
  7. Georg Markham: Guns of the Elite Special Forces Firearms, 1940 to the Present. Arms & Armour Press, London 1987, ISBN 1-85409-013-5, S. 27 (englisch). 
  8. Karl R. Pawlas: Waffen Revue Nr. 14 Sept.-Nov. 1974 Maschinenpistole Thompson M1 A1. Publizistisches Archiv für Militär und Waffenwesen, Nürnberg 1974. 
  9. A. J. Barker: Die britischen und amerikanischen Infanteriewaffen des Zweiten Weltkrieges. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, 1974, ISBN 3-87943-327-5, S. 15. 
Infanteriewaffen der United States Army im Zweiten Weltkrieg und im Koreakrieg
Seitenwaffen

M1905 bayonet • M1917 bayonet • M3 fighting knife • M4 bayonet • KA-BARColt M1911Colt Modell 1903 HammerlessHigh Standard HDM • M1917 (Revolver) • Smith & Wesson Model 10 • Colt New Service • Colt Official Police

Gewehre und
Karabiner

Springfield M1903 • M1917 • M1 GarandM1 Carbine • Johnson M1941

Maschinenpistolen

Thompson • M3 • Reising M50United Defense M42

Maschinengewehre

Browning M1917Browning Automatic RifleBrowning M1919 • Johnson M1941 • Browning M2Lewis-Maschinengewehr

Granatwerfer

M7 Granatwerfer • M1 grenade adapter • 81-mm-Mortar M160-mm-Mortar M2M2 4.2 inch mortar • M17 Granatwerfer

Handgranaten

Mk 2 grenade • MK3 grenade • M1 Frangible Grenade

Panzerabwehr

Bazooka • M1 Mine • M7 Mine • M9 rifle grenade

Flammenwerfer

Flammenwerfer M1 • Flammenwerfer M2

Schrotflinten

Browning Auto-5Winchester Model 1897Ithaca M37 • Winchester Model 1912 • Remington Model 31 • Stevens Model 520/620

Sonstige

Bangalore • Satchel Charge

Patronen

.45 ACP.38 Special.30 Carbine.30-06 Springfield.50 BMG

Infanteriewaffen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg
Seitenwaffen

NR-40 • NR-43 • Nagant M1895Mauser C96Korowin TKTokarew TT-33

Gewehre und
Karabiner

Mosin-NagantAwtomat FjodorowaSimonow AWS-36Tokarew SWT-40Simonow SKS-45

Maschinenpistolen

PPD-40PPSch-41PPS-43 • Thompson

Maschinengewehre

PM 1910MTDP • DA • PW-1DS-39SG-43DSchK • RPD

Granatwerfer

Gewehrgranataufsatz Djakonow • 50-mm-Granatwerfer RM-38 • 82-mm-Granatwerfer BM-37

Handgranaten

Granate Modell 1914 • RGD-33 • F-1 • RG-41 • RG-42 • RPG-40

Panzerabwehr

PTRDPTRS-41 • Panzermine TM-35 • Panzermine TM-41 • Panzermine TM-44 • Panzermine TMD-40 • Panzermine TMD-44/TMD-B • RPG-43 • RPG-6 • Molotowcocktail125-mm-Ampulomjot M1941

Flammenwerfer

Flammenwerfer FOG-1 • Flammenwerfer FOG-2 • Flammenwerfer ROKS

Patronen

7,62 × 25 mm Tokarew M19307,62 × 38 mm Nagant.45 ACP7,62 × 54 mm R12,7 × 108 mm14,5 × 114 mm