The Bootleg Series Vol. 4 Bob Dylan Live 1966 The “Royal Albert Hall” Concert

The Bootleg Series Vol. 4
The “Royal Albert Hall” Concert
Livealbum von Bob Dylan

Veröffent-
lichung(en)

1998

Label(s) Columbia Records

Format(e)

CD

Genre(s)

Rock

Titel (Anzahl)

15

Länge

1:35:18

Besetzung
  • Bob Dylan – Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Keyboard bei Ballad of a Thin Man
  • Robbie Robertson – Gitarre
  • Rick Danko – E-Bass, Background Vocals bei One Too Many Mornings
  • Garth Hudson – Orgel
  • Richard Manuel – Klavier

Produktion

Jeff Rosen

Aufnahmeort(e)

Free Trade Hall, Manchester, UK (17. Mai 1966)

Chronologie
Time Out of Mind
(1997)
The Bootleg Series Vol. 4
The “Royal Albert Hall” Concert
The Essential Bob Dylan
(2000)

The Bootleg Series Vol. 4 Bob Dylan Live 1966 The “Royal Albert Hall” Concert ist ein Livealbum von Bob Dylan. Es wurde von Jeff Rosen produziert und am 13. Oktober 1998 regulär veröffentlicht. Alle Kompositionen darauf stammen von Bob Dylan, mit einer Ausnahme: die Komposition Baby, Let Me Follow You Down, bereits enthalten auf seinem ersten Album Bob Dylan (1962), geht angeblich zurück auf Reverend Gary Davis, von diesem veröffentlicht unter dem Titel Baby, Let Me Lay It on You. Auf dem Album von 1962 schreibt Dylan den Song Eric Von Schmidt (“Ric Von Schmidt”) zu, der Text stammt von Bob Dylan.

Beginn

Am 24. und 25. Juli 1965 war Bob Dylan, der bis zu diesem Zeitpunkt stets ohne Mitspieler auf der Bühne gestanden hatte, beim Newport Folk Festival in Newport erstmals in Begleitung einer Band, der Butterfield Blues Band, aufgetreten. Bis heute hält sich die Legende, er sei dort ausgebuht worden, als er zur Elektrogitarre griff. Richtig ist vielmehr, dass das Publikum verärgert auf den aus nur drei Songs bestehenden Auftritt reagierte – mehr hatte die Band nicht geprobt – und Dylan die Zugabe solo mit der akustischen Gitarre bestreiten musste.

Auch bei der anschließenden Tournee, die am 28. August 1965 im Forest Hills Tennis Stadium in New York begann und sich – immer wieder unterbrochen für Plattenaufnahmen zu dem Album Blonde on Blonde – über 76 Konzerte in neun Monaten auf drei Kontinenten (Nordamerika, Australien, Europa) bis zum 27. Mai 1966 (in der Royal Albert Hall in London) hinzog, wurde Dylan von einer Band, den Hawks, anfangs in der Besetzung Robbie Robertson, Al Kooper, Harvey Brooks und Levon Helm, begleitet, die wenig später als The Band berühmt werden sollten, wobei die Musiker von Dylan nie als Band vorgestellt wurden, sondern relativ anonym blieben. Jeden Abend wiederholte sich der dramaturgische Ablauf der Konzerte wie ein Ritual: Im ersten Teil der mit gedämpftem Applaus bedachte Bob Dylan ohne Begleitband in gewohnter akustischer Version alleine auf der Bühne; Unruhe, Zwischenrufe und Aggressionen aus dem in allabendlicher Erwartung des Skandals (der vorgegebene zweigeteilte Ablauf der Konzerte war längst bei den Besuchern bekannt) ungeduldig harrenden Publikums im zweiten Teil, in dem er, unterstützt von den Hawks, die elektrische Variante zu Gehör brachte.

Überall reagierte ein Teil des Publikums mit Ablehnung auf die ausgelassene Lust und ungezügelte Spielfreude, mit der die Band die elektrisch verstärkten Songs spielte. Dylan wurde vorgeworfen, sich aufzuführen und zu bewegen wie Mick Jagger und mit seiner Band wie eine Rock-’n’-Roll-Kapelle zum Tanz aufzuspielen. Puristen sahen einen Bruch mit dem traditionellen Folk und Dylan als Verräter. Nicht gewöhnlichen, lauten und schmutzigen Rock ’n’ Roll hatte das Publikum erwartet, sondern idealistische Protestlieder gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg.

Das Konzert

Ein Mitschnitt des Konzerts vom 17. Mai 1966 in der Free Trade Hall in Manchester wurde Ende 1970/Anfang 1971 als Bootleg unter verschiedenen Titeln veröffentlicht. Am 3. Juni 1971 rezensierte der Musikkritiker Dave Marsh das Konzert in der Musikzeitschrift Creem und stellte mit Bewunderung fest: “It is the most supremely elegant piece of rock ’n’ roll music I’ve ever heard… The extreme subtlety of the music is so closely interwoven with its majesty that they appear as one and the same.”

Berühmt wurde der Mitschnitt unter dem irreführenden und falschen Namen “Royal Albert Hall—May 27, 1966” vor allem auch deshalb, weil es eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Publikum und dem Sänger außergewöhnlich eindringlich und akustisch deutlich dokumentiert. Ein Teil der Konzertbesucher reagierte vorhersehbar irritiert, verärgert und aufgebracht ob der elektrisch verstärkt dargebotenen Songs. Das Publikum in Manchester drückte seine Protesthaltung durch Unruhe, Nervosität, rhythmisches Klatschen und in Zwischenrufen aus.

Dylan provozierte das Publikum wohl, kaum ein Song, der so gebracht wurde, wie es die Fans erwarteten: Desolation Row und Visions of Johanna, auf Platte getragen von einem neuen Rock-’n’-Roll-Sound, werden zu Epen eines neugeschaffenen Psychedelic Folk – ebenso Mr. Tambourine Man, eine Dylan-Komposition, die von den Byrds als Pop-Nummer berühmt gemacht wurde.

In der elektrischen zweiten Hälfte des Konzerts nahm Dylan dann einige seiner früheren Songs und stellte sie in einen neuen Zusammenhang. Das einst nette I Don’t Believe You (She Acts Like We Never Have Met), in dem ein junger Folksänger in erster Linie verwirrt ist, wird zu einem Ausdruck von Schmerz, Wut und Verachtung. One Too Many Mornings, ein kurzes, intimes Folkstück, ist nun die ultimative Verkörperung eines Rock-Songs, und Rick Danko singt nicht, er schreit mit Dylan das Ende des Refrains.

Im Laufe des Abends steigerten sich die Unmutsäußerungen, die Dylan und seiner Band auch bereits bei den Auftritten in den USA und in Australien widerfahren waren. Aus dem Zuschauerraum ist schließlich, von nicht wenigen im Publikum demonstrativ mit Applaus bedacht, der Zwischenruf „Judas!“ zu vernehmen. Neue Zwischenrufe, aus dem Publikum immer wieder Applaus. Dann ein weiterer Zwischenruf, auf der Aufnahme kaum zu hören: „I’m never listening to you again, ever!“ Dylans lakonische Antwort: „I don’t believe you“, dann, nach längerer Pause: „You’re a liar“ und weiter, zur Band gewandt: „Play it fucking loud!“ Anschließend der Song Like A Rolling Stone, aufreizend langsam, aber wie von Dylan gefordert, sehr laut gespielt (zu sehen ist diese Szene in Martin Scorseses Dokumentation No Direction Home – Bob Dylan aus dem Jahr 2005).[1]

Es war das letzte Lied an diesem Abend; eine weitere Zugabe gab es nicht, nur ein kurzes „Thank you!“, anschließend verließ Dylan zusammen mit der Band die Bühne. In Teilen der englischen Musikpresse war damals von Punk die Rede, was rückwirkend betrachtet verständlicher ist.

Bob Dylans schwerer Motorradunfall am 29. Juli 1966 beendete diese Schaffensphase.

Veröffentlichung

Am 13. Oktober 1998 wurde The Bootleg Series Vol. 4 Bob Dylan Live 1966 The “Royal Albert Hall” Concert bei Sony/Columbia Records offiziell veröffentlicht. Dabei handelt es sich um ein bedeutendes musikhistorisches Dokument; denn es hält den Zeitpunkt fest, als der politische Folk in der Tradition von Woody Guthrie und der Rock ’n’ Roll zu einer Massenbewegung verschmolzen („The birth of modern rock as we know it“ – Q Magazine), und es markiert Dylans endgültigen Aufstieg zur Rocklegende. Auch sonst hatte die Tournee nicht nur negative Aspekte; man denke nur an den demonstrativen Schulterschluss mit anderen Rockgrößen jener Tage, den Beatles und den Rolling Stones. Die ursprüngliche und falsche Bezeichnung der Bootleg-Pressung (Royal Albert Hall) behielt die Plattenfirma bei, vermutlich aus verkaufstaktischen Gründen, setzte sie jedoch korrekterweise in Anführungszeichen.

Am 11. November 2016 erschien eine weitere Veröffentlichung im Rahmen einer 36-CD-Box unter dem Titel The 1966 Live Recordings mit allen bekannten Aufnahmen der Tour; teilweise TV-Aufnahmen, offizielle Mitschnitte von CBS für ein geplantes Live-Album, ergänzt durch private Konzert-Mitschnitte (Bootlegs).

Titelliste CD 1 (akustisch)

  1. She Belongs to Me (3:27)
  2. Fourth Time Around (4:37)
  3. Visions of Johanna (8:08)
  4. It’s All Over Now, Baby Blue (5:45)
  5. Desolation Row (11:31)
  6. Just Like a Woman (5:52)
  7. Mr. Tambourine Man (8:53)

Titelliste CD 2 (elektrisch)

  1. Tell Me, Momma (5:10)
  2. I Don’t Believe You (She Acts Like We Never Have Met) (6:07)
  3. Baby, Let Me Follow You Down (3:46)
  4. Just Like Tom Thumb’s Blues (6:50)
  5. Leopard-Skin Pill-Box Hat (4:50)
  6. One Too Many Mornings (4:22)
  7. Ballad of a Thin Man (7:55)
  8. Like a Rolling Stone (8:01)
  • No Direction Home – Dokumentation von Martin Scorsese
  • Bob Dylan – Live 1966 (The “Royal Albert Hall” Concert) bei Discogs

Einzelnachweise

  1. Olaf Benzinger: Bob Dylan – Die Geschichte seiner Musik. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, ISBN 978-3-423-24548-7, S. 261ff.
Studioalben
Livealben
  • Before the Flood
  • Hard Rain
  • At Budokan
  • Real Live
  • Dylan & The Dead
  • The 30th Anniversary Concert Celebration
  • MTV Unplugged
  • Live 1961–2000: Thirty-Nine Years of Great Concert Performances
  • Live at the Gaslight 1962
  • Live at Carnegie Hall 1963
  • In Concert – Brandeis University 1963
  • The 1966 Live Recordings
  • Bob Dylan – The Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings
  • The Complete Budokan 1978
  • Live at the Royal Albert Hall (UK: Silber)
  • In Concert – Brandeis University 1963
  • Across the Borderline
  • Live in San Diego November 28, 1979
Kompilationen
  • Bob Dylan’s Greatest Hits
  • Bob Dylan’s Greatest Hits Vol. II
  • Biograph
  • Greatest Hits Volume 3
  • Greatest Hits Volume 3
  • The Best of Bob Dylan
  • The Best of Bob Dylan, Vol. 2
  • The Essential Bob Dylan
  • The Ultimate Collection
  • Dylan
  • Playlist – The Very Best of Bob Dylan ’70s
  • The Best of the Original Mono Recordings
  • The Original Mono Recordings
  • Pure Dylan
  • Super Hits
  • The Real
  • The Very Best of Bob Dylan
  • The Complete Album Collection Vol. 1
  • 1970
The Bootleg Series
  • The Bootleg Series Volumes 1–3 (Rare & Unreleased) 1961–1991
  • Volume 4: The Royal Albert Hall concert
  • The Bootleg Series Vol. 5: Bob Dylan Live 1975 – The Rolling Thunder Revue
  • Vol. 6: Bob Dylan Live 1964, Concert at Philharmonic Hall
  • Vol. 7: No Direction Home: The Soundtrack
  • Vol. 8: Tell Tale Signs: Rare and Unreleased 1989–2006
  • The Bootleg Series Vol. 9: The Witmark Demos: 1962–1964
  • Vol. 10: Another Self Portrait (1969–1971)
  • The Bootleg Series Vol. 11: The Basement Tapes Raw
  • The Bootleg Series Vol. 11: The Basement Tapes Complete
  • The Bootleg Series Vol. 12: The Cutting Edge 1965–1966
  • The Bootleg Series Vol. 13: Trouble No More 1979 – 1981
  • The Bootleg Series Vol. 14: More Blood, More Tracks
  • The Bootleg Series Vol. 15: Travelin’ Thru 1967–1969
  • The Bootleg Series Vol. 16: Springtime in New York 1980–1985
  • Fragments – Time Out of Mind Sessions (1996–1997): The Bootleg Series, Vol. 17
Soundtracks
EPs
  • With God On Our Side
  • One Too Many Mornings
  • The Ballad of Frankie Lee and Judas Priest
Videoalben
  • MTV Unplugged
  • No Direction Home
  • Don’t Look Back
  • The Other Side of the Mirror – Live at the Newport
  • The 30th Anniversary Concert Celebration
  • 1966 World Tour – The Home Movies
Singles
  • Blowin’ in the Wind
  • The Times They Are a-Changin’
  • Subterranean Homesick Blues
  • Maggie’s Farm
  • Like a Rolling Stone
  • Positively 4th Street
  • Can You Please Crawl out Your Window?
  • One of Us Must Know (Sooner or Later)
  • Rainy Day Women #12 & 35
  • I Want You
  • Just Like a Woman
  • Leopard-Skin Pill-Box Hat
  • I Threw It All Away
  • Lay Lady Lay
  • Tonight I’ll Be Staying Here with You
  • Wigwam
  • Watching the River Flow
  • George Jackson
  • Knockin’ on Heaven’s Door
  • A Fool Such as I
  • Lily of the West
  • On a Night Like This
  • Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
  • Tangled Up in Blue
  • Hurricane (Part I)
  • Mozambique
  • Baby Stop Crying
  • Is Your Love in Vain?
  • Gotta Serve Somebody
  • Union Sundown
  • Sweetheart Like You
  • Band of the Hand
  • Everything Is Broken
  • Unbelievable
  • Dignity
  • Love Sick
  • Things Have Changed
  • Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
  • Mixed-Up Confusion
  • All I Really Want to Do
  • With God on Our Side
  • Ye Playboys And Playgirls
  • On the Road Again
  • Don’t Think Twice, It’s All Right
  • Pretty Peggy-O
  • Highway 61 Revisited
  • Mr. Tambourine Man
  • Queen Jane Approximately
  • It Takes a Lot to Laugh, It Takes a Train to Cry
  • Ballad of a Thin Man
  • If You Gotta Go, Go Now (Or Else You Gotta Stay All Night)
  • Drifter’s Escape
  • John Wesley Harding
  • All Along the Watchtower
  • Take a Message To Mary
  • If Not for You
  • When I Paint My Masterpiece
  • New Morning
  • Ain’t No More Cane
  • Something There Is About You
  • It Ain’t Me, Babe (Live)
  • Tough Mama
  • Million Dollar Bash
  • One More Cup of Coffee (Valley Below)
  • Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again (Live)
  • Romance in Durango
  • Changing of the Guards
  • Forever Young (Live)
  • Love Minus Zero
  • Precious Angel
  • Man Gave Names to All the Animals
  • Maggie’s Farm (Live at Budokan)
  • Slow Train
  • Solid Rock
  • Saved
  • What Can I Do for You
  • Heart of Mine
  • Lenny Bruce
  • Dead Man, Dead Man
  • I and I
  • Jokerman
  • Highway 61 Revisited (Live)
  • Tight Connection to My Heart (Has Anybody Seen My Love?)
  • When the Night Comes Falling from the Sky
  • Emotionally Yours
  • Got My Mind Made Up
  • The Usual
  • Silvio
  • Political World
  • Most of the Time
  • Series of Dreams
  • Blind Willie McTell
  • Step It Up and Go
  • My Back Pages (Live)
  • Dignity (Live Unplugged)
  • Knockin’ On Heaven's Door (Live)
  • Not Dark Yet
  • Tweedle Dee & Tweedle Dum
  • Honest With Me
  • Someday Baby
  • Thunder on the Mountain
  • Beyond Here Lies Nothin’
  • Dreamin’ of You
  • I Feel a Change Comin’ On
  • Must Be Santa
  • Early Roman Kings
  • Duquesne Whistle
  • Motherless Children (Live)
  • Full Moon & Empty Arms
  • Stay with Me
  • The Night We Called It a Day
  • Melancholy Mood
  • Could Have Told You
  • My One and Only Love
  • Masters of War (The Avener Rework)
  • I Contain Multitudes
  • False Prophet
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